Richtig Spass macht die Sache erst beim Streichen. Doch wer zu früh damit loslegt, riskiert ein Desaster: Verschmutzte Böden, Farbspritzer an Tür- und Fensterrahmen sowie Wände, auf denen die neue Pracht schon nach kurzer Zeit rissig wird oder gar abblättert.
Deshalb ist es sehr wichtig, die Zimmer-Renovation seriös vorzubereiten und die notwendigen Vorarbeiten sorgfältig durchzuführen. Dazu gehört:
1. Untergrund bestimmen
Für Innenräume werden meist Dispersionsfarben verwendet. Sie sind gut zu verarbeiten, haften lange und lassen sich später leicht wieder überstreichen. Damit sie auf bereits gestrichenen Flächen gut halten, ist es aber unumgänglich, zuvor den alten Anstrich zu bestimmen.
Malerfachmann Alfio Rapisarda empfiehlt dazu den Fingertest: Reiben Sie mit einem nassen Finger an der alten Farbe - wenn er sich schmierigkreidig verfärbt, haben Sie es mit Leimfarbe zu tun. In diesem Fall ist der Untergrund vollständig abzuwaschen und vor dem Streichen mit Tiefgrund zu behandeln.
Bleibt auf dem Finger nichts zurück, dürfte es sich um Dispersion handeln. «Auch in diesem Fall muss man aber Staub, Schmutz und Fett mit Wasser, Schwamm und Bürste von der Wand abwaschen», betont Rapisarda. Bei stark verrauchten Zimmern sei es ausserdem ratsam, vor dem Streichen mit Dispersion eine Isoliergrundfarbe aufzutragen.
Zu klären ist immer auch, wie gut die alte Farbe haftet. Ritzen Sie dazu mit einem scharfen Messer gitterförmig Schnitte in die Wand, drücken Sie ein Klebeband darauf und reissen Sie es ab. Falls sich keine Farbstücke ablösen, können Sie die Fläche problemlos überstreichen.
Ebenfalls überstreichen kann man Papiertapeten. Voraussetzung: Die Tapete löst sich nirgends. Das ist genau zu überprüfen. Im Zweifelsfall ist es besser, die Tapete zu entfernen (siehe Haus & Garten 4/2006).
2. Farbe kaufen
Was Gesundheits- und Umweltverträglichkeit von Farben betrifft, sind im Handel ganz unterschiedliche Qualitäten zu finden (siehe Haus & Garten 1/2006). Weitere Informationen siehe unten.
Fachkundiger Rat ist angezeigt, wenn spezielle Fragen auftauchen, also zum Beispiel die alte Farbe nicht eindeutig bestimmt werden kann oder der Untergrund Schimmelflecken aufweist. In solchen Fällen einfach draufloszustreichen, bringt meistens Probleme.
Und kaufen Sie nur so viel Farbe, wie Sie wirklich brauchen - sie ist höchstens ein paar Monate haltbar. Berechnen Sie die Quadratmeterzahl der zu streichenden Fläche und verdoppeln Sie diese. Fast immer sind nämlich zwei Anstriche nötig.
3. Werkzeug bereitstellen
Um ein Zimmer frisch zu streichen, braucht es nicht allzu viel Werkzeug. Unerlässlich sind: Schleifpapier, Spachtel, Bürste, Schwamm, Dispersionspinsel, Lammfell- oder Kunstplüschrolle, Teleskopstange (zur Not tuts auch ein Besenstiel), Abstreifgitter, Eimer und Leiter.
4. Zimmer vorbereiten
Bevor Sie mit Farbe hantieren, sollten Sie Boden, Simse und Heizkörper abdecken, den Strom abschalten (Sicherung herausschrauben!), die Deckenlampe abmontieren sowie Tür- und Fensterrahmen, Steckdosen, Lichtschalter und Sockel mit Klebeband abdecken. Entfernen Sie Nägel und Schrauben, schleifen Sie Unebenheiten weg und füllen Sie Löcher und Risse mit Spachtelmasse.
Einwandfrei haftet neue Farbe nur auf einem trockenen, staub-, schmutz- und fettfreien Untergrund.
5. Die Kür: Streichen
Ist all das erledigt, dürfen Sie endlich zu Pinsel und Rolle greifen:
- Streichen Sie zuerst mit dem Pinsel alle Ecken (Wand/Wand und Wand/Decke) sowie die Ränder entlang von Sockel, Tür- und Fensterrahmen, Lichtschaltern und Steckdosen.
- Tragen Sie dann mit der am Teleskopstiel befestigten Rolle die Farbe zunächst auf die Decke auf, und zwar stets von der Fensterseite weg. Damit es möglichst wenig spritzt, sollte die Rolle jeweils nur zu etwa zwei Dritteln in die Farbe getaucht und anschliessend mehrmals übers Abstreifgitter gezogen werden. «Sie muss rundum mit Farbe getränkt sein, darf aber nicht mehr tropfen», erklärt Rapisarda.
- Auch beim Streichen der Wände beginnt man auf der Fensterseite und arbeitet sich vom Licht weg. Wichtig: Bewegen Sie die Rolle nur vertikal. Drücken Sie nicht zu stark und arbeiten Sie konstant und ohne Hektik, bis die Farbe gleichmässig verteilt ist. Die letzte Bewegung sollte stets von oben nach unten erfolgen, damit die Farbbahnen nicht schattieren. Zudem sollten Sie «nass in nass» arbeiten - wenn Sie an eine trockene Farbbahn anstossen, bleibt der Rand später sichtbar.
- Der zweite Anstrich verläuft identisch. Sie dürfen aber erst beginnen, wenn der erste trocken ist. Die Wartezeit dauert je nach Produkt und Untergrund eine bis vier Stunden.
- Vergessen Sie nicht, während der Arbeit zu lüften. Aber: Bei Durchzug trocknet die Farbe zu schnell. Und bei Temperaturen von unter 5 Grad Celsius oder über 30 Grad Celsius lassen sich die meisten Farben nicht mehr sauber verarbeiten.
- Das frisch gestrichene Zimmer darf erst bezogen werden, wenn die Farbe vollständig trocken ist. Lüften Sie während der ersten zwei Wochen regelmässig und gründlich.
Vorsicht bei der Farben-Wahl
Farben können sich auf Umwelt und Gesundheit problematisch auswirken - vor allem, wenn sie flüchtige organische Lösungsmittel (VOC) enthalten. Auch einige Bindemittel, Farbpigmente und Hilfsstoffe sind ökologisch bedenklich oder etwa für Allergiker gefährlich. Deshalb gilt:
- Orientieren Sie sich vor dem Kauf über Produkte, die aus ökologischer und gesundheitlicher Sicht empfehlenswert sind. Dazu gehören Naturharzdispersion und Kreide-Leimfarben (für stark beanspruchte Flächen nicht besonders geeignet). Die Liste: www.umweltfarben.ch.
- Studieren Sie die Etikette auf dem Farbeimer. Nach Chemikalienrecht muss sie unter anderem über Gesundheitsgefahren Auskunft geben. Detaillierte Erklärungen zu den dabei verwendeten Warnsymbolen, Gefahrenhinweisen und Sicherheitsratschlägen: www.cheminfo.ch.
- Bevorzugen Sie Produkte mit Labels wie «natureplus» und «blauer Engel». Infos: www.labelinfo.ch und WWF-Ratgeber «Non Food Label» (gratis zu bestellen unter www.wwf.ch).